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Reisekoffer und Reisen: damals und heute

Reisekoffer und Mobilität in der Wechselwirkung
Reisekoffer und Reisen: damals und heute

Reisekoffer sind mehr als nur praktische Begleiter. Sie sind auch Gegenstände, die gesellschaftliche Veränderungen und Fortschritte in der Verkehrstechnik anzeigen. Als Marlene Dietrich 1936 luxuriös per Schiff über den Atlantik reiste, hatte sie über 80 unterschiedlich große Gepäckstücke (Schrankkoffer, Seekoffer, Kisten, große Reisekoffer, kleine Reisekoffer, Hutschachteln etc.) dabei. Selbstverständlich wurde sie von vielen Mitarbeitern begleitet, so dass sie keine Rücksicht auf den Transport ihres Gepäcks nehmen musste. Und eigentlich folgte sie nur dem damaligen Rat einer Ratfibel aus dem 19. Jahrhundert, demzufolge es besser war, zehn Gepäckstücke mehr mitzunehmen als später etwas vermissen zu müssen.
Da eine Schiffsreise in der Regel relativ lang dauerte, erwiesen sich die riesigen Schrankkoffer, die eigentlich mehr Schrank als Koffer waren, als praktisch. Sie ließen sich an zwei Seiten aufklappen und boten neben Schubladen und Fächern reichlich Hängeplatz für exklusive Kleider. Auch das lästige Aus- und Einpacken konnte vollständig vermieden werden, da der aufgestellte Schrankkoffer die Funktion eines Kleiderschrankes in der Schiffskabine und auch im Hotelzimmer übernehmen konnte.

Beginn einer neuen Reisekoffer-Ära

Erst ab Mitte des letzten Jahrhunderts war das Reisen nicht mehr das Privileg der Auserwählten, sondern im Prinzip für jedermann möglich. Die Verkehrsmittel sowie das Tempo und der Komfort beim Reisen veränderten sich extrem. Durch die wachsende Mobilität der Menschen wurden die Reisekoffer kleiner und immer weniger.
Zuerst benutzte die Mehrheit der Reisenden die Eisenbahn. In den 1950er Jahren stieg die Zahl zugelassener Automobile schnell an und das Auto wurde zu einem Statussymbol. Auch wurde es zum wichtigsten Reiseverkehrsmittel gekürt, weil Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg vorerst keine eigenen Flugzeuge unterhalten konnte. Allerdings gestalteten sich die (noch) sperrigen Reisekoffer für eine Autoreise als schwierig, da es anfänglich gar keinen richtigen Kofferraum gab. Das Gepäck reiste noch draußen auf Trittbrettern oder auf dem Autodach mit. Sowohl das Design des Autos sowie die Form der Reisekoffer haben danach eine ziemliche Verwandlung durchgemacht. Heute kann man die weichen Reisekoffer aus Textil im Notfall auch etwas zusammendrücken, um so Platz für weiteres Gepäck im Kofferraum  zu schaffen.

Für Deutschland begann das Düsenzeitalter

Nach 1945 bedienten nur ausländische Fluggesellschaften die deutschen Linien. Im Jahr 1953 erlaubten die Alliierten die Gründung einer deutschen Fluggesellschaft, deren Namen man ein Jahr später von „Luftag“ (Aktiengesellschaft für Luftverkehrsbedarf) zu „Deutsche Lufthansa“ wechselte. Am 1.4.1955 kam dann der große Tag: In Hamburg und München starteten je ein Flugzeug zu planmäßigen Linienflügen. Nur fünf Jahre später, am 2.3.1960 wurde die Luftverkehr von neuen Maschinen revolutioniert: Die gewerbliche Zivilluftfahrt erlebte durch die neuen Düsenflugzeuge eine rasche Entwicklung. Die neuen Triebwerke der Düsenjets halbierten die Reisezeit und verdoppelten die mögliche Passagierzahl. Am 3.3.1971 trat das letzte Propellerflugzeug der Lufthansa seine letzte Reise an.

Die bezahlbare Pauschalreise erlebte einen Reise-Boom

Da Flugreisen in den 50er und Anfang 60er Jahren noch recht teuer waren und daher immer noch nur für einige Wohlhabende zugänglich waren, fuhren die Deutschen mit Bussen, der Bahn und mit dem eigenen Auto in den Urlaub. Im Jahr 1963 fing der Reiseveranstalter Neckermann an, günstige Pauschalreisen nach Süden anzubieten. Bei dieser Form des Reisens werden verschiedene Leistungen, wie Flug, Übernachtung, Ausflüge etc zu einem Paket geschnürt und der ganze Urlaub ist vom Anreisetag bis zum Abreisetag vom Veranstalter durchorganisiert. Dank Mengenrabatt sind sie billiger und für jedermann erschwinglich. Die Reiselust ins Ausland wuchs kontinuierlich und im Jahr 1968 verbrachten erstmals mehr Deutsche ihren Urlaub im Ausland als im Inland. Der Massentourismus hatte sich durchgesetzt.

Online-Reisebüros: Suchen statt sofort Buchen

Heute sind die Reisewünsche viel individueller. Zumindest bei den jüngeren Reisenden. Möchte man seinen Urlaub selber organisieren und keine fertige Pauschalreise mit Hotel und Programm buchen, bietet es sich an, die einzelnen Komponenten wie Flug oder Unterkunft selbst zusammenzustellen. Einfach online. Bei der Suche nach dem günstigsten Flugpreis können die vielen kostenlosen Reise-Suchmaschinen helfen. Solche Suchmaschinen (momondo, checkfelix, Matrix Airfare Search, swoodoo, kayak, bravofly etc.) durchsuchen unzählige Flug-Websites und online-Reisebüros (expedia, travelscout24, opodo, Weg, ebookers. Flugladen, tripsta usw.), darunter auch manchmal Billigflieger (Norwegian, Easy-Jet, Ryanair, vueling usw.) und zeigen nach wenigen Sekunden eine nach Preisen gestaffelte Liste aller infrage kommenden Flüge. Ärgerlich ist nur, dass viele Anbieter bei der Zahlung mit Kreditkarte eine zusätzliche Servicegebühr berechnen, da sie mit Fluggesellschaften zusammenarbeiten und deren Flüge über ihre Internetseiten verkaufen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass man immer bei der Flugbuchung sehr aufmerksam sein muss, damit nicht kurz vor dem Buchungs-Abschluss irgendwelche Extraleistungen wie etwa überteuerte Reiserücktrittsversicherungen zusätzlich gekauft werden. Deshalb: bitte bei jedem Buchungs­schritt genauestens über­prüfen, ob voreinge­stellte Häkchen gesetzt sind. Und diese dann einfach weg klicken.